
„Das ist einfach nur GRANDIOS!“ kommt es zum gefühlt hundertsten Mal über meine Lippen. Was daran liegt, dass ich mit dem Lungau bislang immer nur den Katschberg und Obertauern verbunden habe. Also Ski Tourismus. Zederhaus, inklusive den damit verbundenen Naturpark Riedingtal, hatte ich bis zu diesem Kurzurlaub genau niemals auf meiner „Must Wandern in Österreich“ Liste. Weshalb wir dort gelandet sind und wie der Schlierersee zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung wurde, erzähle ich dir im vorherigen Artikel. In diesem Beitrag wandern wir auf einem Teilstück des Tauernhöhenweg. Wir erklimmen die Forststraße zur Jakoberalm und erkunden danach einen der SCHÖNSTEN HÖHENWEGE ABSCHNITTE, den ich bislang gehen durfte, Richtung Franz Fischer Hütte.
Sind deine Wanderfüße startklar? Trinkflaschen aufgefüllt? Kuschelpullis bereit für ein 12 Kilometer und 700HM Abenteuer? Na dann: Auf geht´s!

Wir starten unsere heutige Wanderung an einem traumhaften Oktobertag. Die morgentlichen Nebelschwaden sind bereits verschwunden und geben den Blick auf verschneite Berggipfel, goldene Lärchen und einen kitschig blauen Himmel frei. Da der Tälerbus zu diesem Zeitpunkt nicht mehr fährt, haben wir unser Auto auf dem Parkplatz direkt beim Startpunkt der Wanderung, vor der Schliereralm, hingestellt. Die Mautstrasse kostete saftige 9€! für ein wirklich kurzes Stück. Da die Berghütten am heutigen Wanderweg schon geschlossen sind, verbuchen wir das einfach als zwei Holler Minze Säfte + Trinkgeld.
Nachdem wir nochmals unsere Wanderrucksäcke zwecks Jause, Getränke und Kuschelpullis gecheckt haben und der Hund sich vor lauter Vorfreude nicht mehr im Auto halten lässt, kann es endlich losgehen.

Die ersten 350HM wandern wir gemütlich auf einer Forststraße. Sie ist wirklich für jeden der gut zu Fuß ist, leicht begehbar. Je höher wir kommen, desto goldener wird der Wald. Alleine dafür liebe ich diese Wanderung schon jetzt. Lärche um Lärche. Gold um Gold. Was für ein Privileg hier zu gehen. Zwischendurch gibt es Ausblicke in die gegenüberliegende Bergwelt. Und den immer kleiner werdenden Schlierersee. Die Bergwelt über uns ist noch nicht ersichtlich. Doch ich habe da so ein Gefühl im Bauch.
Nach ca. 3 Kilometer und 350HM kommen wir zu einer Abzweigung. Da die Jakoberalm jedoch von hier aus noch nicht sichtbar ist, beschließen wir, noch die 5 Minuten bis dorthin weiter zu gehen. – MACH DAS UNBEDINGT!!! Ca. 5 Meter nach dem Schild sind wir nämlich im Paradies gelandet. Der erste Blick auf die felsigen Berggipfel… FANTASTISCH!

Nachdem wir diesen Lebensmoment ausgiebig genossen haben, geht es wieder zurück zur Abzweigung auf den TAUERNHÖHENWEG RICHTUNG FRANZ FISCHER HÜTTE / MOSERMANDL
Der nächste Abschnitt ist etwas steiler. Und ehrlich gesagt bringt er mich (Jasmin) an diesem Tag an eine unerwartete mentale Grenze. Ich war vorhin so beeindruckt von dem Hochplateau der Jakoberalm, dass ich am liebsten einfach den gesamten Tag dort gechillt hätte. Weshalb wir für die nächsten 200HM gefühlt ewig brauchen. Da Frau Homespa eine Jausenpause mit Banane, Mandeldrink und Energiekugerl braucht. Echt, ein Huhn wäre schneller hoch. Aber irgendwann hilft mir der Zucker von der Jause und wir können endlich die Latschengrenze erklimmen.


In Wahrheit ist es nun schwer in Worte zu fassen, was für eine Unfuckingfassbar geniale Bergwelt an diesem Punkt vor uns liegt. Egal in welche Himmelrichtung man sich dreht, alles was man sieht, sind Berggipfel, Felsen, Wälder. Kilometerweit. Ohne Gondeln.

An der Abzweigung auf den Mosermandl (am besten mit einem ortskundigen Bergführer zu erklimmen) halten wir uns Richtung FRANZ FISCHER HÜTTE. Ab hier wird der Weg wirklich gemütlich. Es geht leicht bergab plus wieder hinauf. Neben uns gibt die Landschaft einen Berggipfel nach dem anderen zum Bestaunen frei. Die ersten Schneefelder werden sichtbar.

Gibt es was Schöneres, als den ersten Herbstschnee unter seinen Wanderschuhen knirschen zu hören, während es in manchen Regionen Österreichs bis zu 24 Grad hat? Mir wäre bislang kaum mehr herbstliches Wanderglück aufgefallen.

Nach einem letzten steilen Wegabschnitt haben wir den höchsten Punkt der Wanderung auf ca. 2100 Metern erreicht. Ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem Esser See. Ach, wieder so ein magischer Moment. Zentimeterhoher Neuschnee, ein tiefblauer Bergsee, kühle Luft von den angrenzenden Felswänden und seit über 2 Stunden begegneten uns genau 5 andere Wanderer. Das Glück jener Regionen in denen weit und breit keine Gondeln sind. So geht Österreich! So gehören Berge!

Lieber Naturpark Riedingtal – Müsste ich das Lungau beschreiben, würde ich deine Bergwelt dafür verwenden… Jeder Schritt purer Luxus! #FoundParadiesItsLungau
Nachdem wir ein wenig am Esser See verweilten, immerhin sind wir bis hierhin schon über 6 Kilometer unterwegs, geht es endlich nur noch bergab. Der Schnee unter unsern Füßen wir wieder weniger. Dafür der Boden immer weicher, da lauter kleine Pfützen mit matschigem Boden zu durchqueren sind. Das gehört einfach zum Herbst wie die goldenen Bäume.

Da ist sie ja endlich – Die Franz Fischer Hütte – Sie trohnt vor einer beeindruckenden Bergkulisse im Lungau!

Ca. 1,5 Kilometer weiter sind wir bei der Franz Fischer Hütte angelangt. Diese hat an diesem Tag ebenfalls schon Winterpause. Weshalb wir wirklich nur Einheimische auf ihrer Terrasse kennenlernen. Sie erzählen uns von den tollen Winterwanderwegen, Skitour Möglichkeiten, Talüberschreitungen und dem Privileg hier zu leben. Wir lauschen gespannt und machen uns mit vielen Winterplänen im Kopf auf den Rückweg. Doch zuvor bestaunen wir noch den ZAUNERSEE direkt hinter der Hütte (Tipp: Geht kurz vor der Hütte den kleinen Hügel vom Abstieg nochmals hoch. Dann seht ihr den Zaunersee von oben!).

Der Rückweg überrascht uns ebenfalls nochmals sehr. Der ist richtig STEIL und erfordert gute Trittsicherheit beim Bergabgehen. Wir würden die Wandertour trotzdem wieder bei der Jakoberalm starten! Da man so immer Richtung Naturpark Riedingtal geht und die hohen Berggipfel in Wanderrichtung hat (auf vielen Karten ist die Tour nämlich genau umgekehrt eingezeichnet).

Am kleinen Parkplatz Franz Fischer Hütte, welcher in den Sommerferien NUR Morgens und Abends mit dem Privatauto erreichbar ist, befindet sich auch die Bushaltestelle des Tälerbus. Aber… 🙂 Im Oktober fährt keiner mehr. Und so bleibt uns nichts anderes über, als die letzten 3,5 Kilometer bis zu unserem Auto auf der Mautstraße zurück zu wandern. Was sich als weiteres Glück herausstellt, da die Landschaft so schön ist und auf alle Fälle im Gehen erlebt werden will.
Nach über 6 Stunden purem Bergglück, mehr als 12 Kilometern und knapp 700 Höhenmetern freuen wir uns nur noch auf eines: Diesen Weg im nächsten Herbst wieder zu erleben!

Leben bedeutet für mich: Am Ende des Tages Wanderschuhe voller Dreck, Küsse vom Ehemann am verschneiten Bergsee, eine Kamera voller atemberaubender Lebensmomente und ein Herz voller Bergglück zu besitzen! See you im Winter, lieber Naturpark Riedingtal…
xoxo Jasmin



